Schreiben

Konzentriertes Lesen ist wichtig, um wirklich etwas zu lernen.

Wenn wir über das Schreiben sprechen, denken wir in der Regel an zwei Aspekte: Handschrift und Verfassen von Texten. Schauen wir uns die beiden Aspekte einmal genauer an und wie Charlotte Mason sie angegangen ist. Charlotte lehrte Kinder das Schreiben, indem sie sie Texte abschreiben und schriftliche Nacherzählungen verfassen ließ.

Transkribieren

Wie der Name schon sagt, schreibt der Schüler etwas ab. Für Charlotte bedeutete "etwas" eine interessante Sache aus der Welt der Poesie, der Bibel oder Auszüge aus der Literatur. Beim Abschreiben konnte das Kind dann das sorgfältige Schreiben üben. Sie wies ihre Kinder nicht an, Seite für Seite denselben Buchstaben zu schreiben, sondern ließ das Kind über den interessanten Text nachdenken, während es sich im sorgfältigen Schreiben übte.

Die Einheiten waren kurz und konzentrierten sich immer auf die Qualität und nicht auf die Quantität. So bestand das Ziel einer Lektion zu Beginn des Schreibens immer darin, einen einzigen perfekt geschriebenen Buchstaben zu schreiben. Später dann drei oder sechs perfekt geschriebene Buchstaben, eine Zeile oder einen Satz. Die Wiederholung sinnloser Schreibübungen, die nicht zum Nachdenken anregen, hatte in Charlottes Schreibunterricht keinen Platz.

Zu Beginn des Schreiblernens wurden die jüngeren Schüler ermutigt, zunächst einen einfachen Strich an die Tafel oder in den Sand zu schreiben und dann den Buchstaben, in dem dieser Strich vorkommt. So bald wie möglich wurden diese Buchstaben mit Wörtern verbunden, so dass die Schreibübungen interessant wurden und eine Idee vermittelten.

 

Ressourcen für das Schreibenlernen:

Österreich

www.lehrerweb.at/materials/gs/deutsch/schreiben/druckschrift/druck1/a_i.pdf

Schweiz

http://www.schulschrift.ch/

 

Schriftliche Nacherzählung

Da das Schreiben größtenteils Kopfarbeit erfordert, konzentrierte sich Charlotte auf diesen Bereich in den ersten Klassenstufen, wenn die Kinder noch lernen, Buchstaben zu bilden. Wir haben bereits über die wichtige Rolle gesprochen, die das Nacherzählen in verschiedenen Fächern spielt.

Charlotte hat die Methode des Nacherzählens in vielen Fächern angewandt. Es ist ein großartiges Hilfsmittel zum Lernen, aber auch eine solide Grundlage für das Schreiben. Tatsächlich kann man sagen, dass mündliches Erzählen gleichbedeutend mit mündlichem Verfassen ist.

Sobald die Kinder mit dem mündlichen Erzählen vertraut und geübt waren, begann Charlotte mit dem schriftlichen Nacherzählen. Normalerweise geschah dies, wenn die Kinder etwa 10 Jahre alt waren. Sie waren dann erfahren genug, um ihre Gedankengänge zu ordnen und sich geschickt auszudrücken, und bereit für den nächsten Schritt, die Gedanken auf Papier zu bringen.

Die Kinder sollten ihren eigenen Stil entwickeln, da sie in den verschiedenen Schuljahren durch das verwendete Literaturmaterial bereits mit einer Vielzahl von Schreibstilen in Berührung gekommen waren. Wahrscheinlich übernahmen die Kinder ein wenig den Stil des einen Autors, ein wenig den eines anderen, und entwickelten dann ihren eigenen Stil. Letztendlich respektierte sie also stets die Einzigartigkeit ihrer Schüler.

Formales Schreiben war nicht gerne gesehen und wurde vermieden.

Als die Kinder damit vertraut waren, ihre organisierten Gedanken zu Papier zu bringen, half sie ihnen, ihren Schreibstil zu verbessern und zu perfektionieren. Sie konzentrierte sich auf ein oder zwei Dinge, die die Schüler verbessern sollten. Diese Dinge wurden dann auf dem Papier erklärt und korrigiert. So konnten sich die Schülerinnen und Schüler in weiteren schriftlichen Berichten gezielt darauf konzentrieren. Wenn diese abgeschlossen waren, kam der nächste Punkt dran. Bei dieser Methode handelte es sich nicht um ein eigenständiges Thema, sondern um Nacherzählungen aus anderen Fächern.

Schreiben von Texten für die verschiedenen Schulstufen

Alle Schulstufen

Verwendet die gesprochene Nacherzählung in allen Schulstufen.

„Das mündliche Verfassen ist die Basis für das Alter sechs bis achtzehn“ (Vol. 6, S. 269, 270).

Das mündliche Nacherzählen bzw. in eigenen Worten nacherzählen führt dazu, dass eure Kinder gefordert werden, geistig zu arbeiten und etwas zusammenzufassen. Die mündliche Nacherzählung legt das Fundament für das schriftliche Verfassen.

Schulstufe 1-3

Verwendet so oft wie möglich mündliche und nur gelegentlich schriftliche Nacherzählungen, damit eure Kinder genug Möglichkeiten bekommen,ihre Gedanken zu ordnen . Macht euch auch keine Sorgen über die Zeichensetzung bzw. Groß- oder Kleinschreibung in diesem Alter. Ermutigt eure Kinder, lobt sie für ihre Bemühungen und konzentriert euch darauf, dass die Kinder lernen, ihre  Gedanken zu ordnen.

Schulstufe 4-6

Nun könnt ihr mehr schriftliche Nacherzählungen einfordern. Unser Gehirn arbeitet schneller als unsere Finger. Daher gebt euren Kindern so oft wie möglich Gelegenheit, ihre Gedanken auf Papier zu bringen ohne direkte Lektionen anzubieten. Wenn die Kinder mehr Interesse zeigen, könnt ihr ab und zu an der Wortwahl  arbeiten, aber immer nur ein oder zwei Aspekte herausnehmen. Z. B. Zeichensetzung bei der direkten Rede. (Charlotte sagte: „Vergiss nicht den Doppelpunkt vor dem Anführungszeichen“)

Wenn eure Kinder diese Punkte beherrschen, konzentriert euch auf den nächsten.

Schulstufe 7-9

Zu diesem Zeitpunkt sollten eure Kinder ihre eigenen Nacherzählungen schreiben. Weiterhin an ein oder zwei Aspekten wie z. B. der Wortwahl arbeiten und damit beginnen, einige der Nacherzählungen in Gedichtform niederzuschreiben. * Zu diesem Zeitpunkt ist es noch immer nicht notwendig, direkt Lektionen über das Thema „Verfassen“ zu erteilen.

* Wenn man 12 Schuljahre zur Verfügung hat, ist es zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht notwendig, direkte Lektionen über das Thema „Texte verfassen“ zu erteilen. Ansonsten empfehlen wir ab der 8. Klasse damit zu beginnen, aber mit Maß. Das Lesen und Nacherzählen großer Autoren soll immer noch den größten Teil des Deutschunterrichts ausmachen.

Schulstufe 10-12

Jetzt haben die Kinder ihren eigenen Schreibstil, der von den vielen großen Autoren, die im CM-Unterricht verwendet wurden, entwickelt. Jetzt kann man auch direkte Lektionen über das Verfassen einfließen lassen, aber noch immer nicht viel und immer darauf bedacht, ein oder zwei Aspekte aufs Mal anzuschauen.

Noch immer sollte das Augenmerk darauf gerichtet werden, seinen eigenen Stil weiterzuentwickeln anstatt ein Patentrezept einzuüben. Garantiert hat mit der CM-Methode, die bis dahin verwendet wurde, das Kind einen guten Schreibstil entwickelt und wird aus dem Schatz, den es besitzt, seinen eigenen einzigartigen Stil formen. Weil es jahrelang bestes Material im Überfluss hatte, wird es keinen „Schund“ verfassen (Vol. 6, S. 194)

Hier geht es zum Lesen lernen weiter